Noch ist Sommer, trotzdem: Warum nicht mal mit einem Kinderlied beginnen? Einem, das viele Leserinnen und Leser kennen dürften, die Kinder haben oder sich noch lebhaft an die eigene Kindheit erinnern.
Vor gut 60 Jahren veröffentlichte der Fidula-Verlag, damals noch mit Sitz in Boppard, das Lied, das seitdem jeden Herbst in Kindergärten und Familien gesungen wird und immer noch zum Programm gehört. Die Rechte liegen nach wie vor bei dem Verlag, den Johannes Holzmeister 1948, also vor 75 Jahren, gründete.
Die Geschichte des Unternehmens ist ein bisschen auch eine Geschichte des Singens und Musizierens in Deutschland. Zunächst lag der Programmschwerpunkt von Fidula bei geistlicher Chorliteratur, doch kamen schon bald Noten mit Kinderliedern dazu. Aber auch Aufnahmen, denn Fidula ist nicht nur Verlag, sondern auch Musiklabel. „Seit vielen Jahren wird allerdings privat viel weniger gesungen und musiziert“, erzählt Katharina Holzmeister, Enkelin des Gründers und seit 2012 Geschäftsführerin.
Dafür wurde in Kindergärten und Grundschulen Musikpädagogik immer wichtiger, erst recht mit Einführung von Nachmittagsunterricht und Ganztagsbetreuung.

Deshalb erweiterte der Verlag sein Programm etwa um musikpädagogische Fachbücher, Literatur und Hilfen für Kinderchöre oder für das Musizieren in Schulklassen. Vor 20 Jahren kamen Schulmusicals hinzu – von Noten bis zu kompletten Einspielungen – inklusive der Aufführungsrechte, die man bei Fidula erwerben kann. Der Verlag gewann viele engagierte Lehrkräfte als Autoren und Autorinnen und entwickelte nach und nach ein breites Angebot an Musicals.
„Das kommt in Schulen und Kindergärten richtig gut an“, erzählt Katharina Holzmeister. So werde etwa „Tuishi pamoja – Eine Freundschaft der Savanne“, ein Musical für Sechs- bis Zwölfjährige, jedes Jahr bis zu 250 Mal aufgeführt.

Die Riesenherausforderung Digitalisierung
Trotzdem hatte der Verlag in den vergangenen zehn, fünfzehn Jahren immer wieder zu kämpfen. Zum Beispiel mit der Digitalisierung. „Die enormen Vervielfältigungsmöglichkeiten durch Internet und Streaming sind eine Riesenherausforderung“, berichtet Holzmeister. Zum einen würden Lieder immer wieder gespielt und kopiert, ohne dass die entsprechenden Gebühren bezahlt würden. Zum anderen sei die Nachfrage nach CDs massiv eingebrochen. „Eine verkaufte CD bringt rund 17 Euro Umsatz“, rechnet die Verlegerin vor, „ein Stream auf einer einschlägigen Plattform gerade mal 0,001 Cent.“
Bereits 2012 folgte sie ihrem Vater als Geschäftsführerin nach. „Die Herausforderung einer familieninternen Unternehmensnachfolge haben wir hervorragend gemeistert“, sagt Holzmeister.
Vor Corona liefen die Geschäfte gut, so dass Fidula 2016 neue, repräsentative Räume in Koblenz bezog. Dann begann die Pandemie. Singen in Gruppen war für lange Zeit verboten, ebenso jegliche Musical-Aufführungen. Der Umsatz halbierte sich. 2020 zog der Verlag nach Emmelshausen und machte, mit reduziertem Team, weiter. „Wir haben damals Lager und Versand outgesourct, das verringerte den Personal- und Organisationsaufwand“, erzählt Holzmeister.
Mit derzeit fünf Beschäftigten erwirtschaftet Fidula noch ungefähr die Hälfte des Vor-Corona-Umsatzes; dieser befand sich im siebenstelligen Bereich. 40 Prozent der Einnahmen kommen aus Rechten für Vervielfältigung und Aufführung, 60 Prozent aus dem Verkauf von Büchern, Noten, Notensammlungen und CDs. 2.500 lieferbare Titel umfasst das Verlagsprogramm. Mit fast 70 Musicals ist Fidula nach eigenen Angaben der größte Schulmusical-Verlag in Deutschland.
Seit Ende der Pandemie steigen die Umsätze wieder. „Wir sind auf dem aufsteigenden Ast“, sagt die Geschäftsführerin, sie sei „verhalten optimistisch“. Musik in Kindergärten und Schulen sei beliebt und gute Konzepte gefragt. Die biete ihr Verlag. „Wir sind das Slow Food in der Kindermusikbewegung“, betont Holzmeister.

von Lothar Schmitz
erschienen in IHK-Journal, Koblenz, 09-10/2023

(Quelle: www.ihk.de)